English:
Title: Arthur and Fritz Kahn Collection 1889-1932
Identifier: arthurfritzkahn_04_reel04 (find matches)
Year: [1] (s)
Authors: Kahn, Arthur and Fritz
Subjects: Kahn, Fritz 1888-1968; Kahn, Arthur David 1850-1928; Natural history illustrators; Natural history
Publisher:
Contributing Library: Leo Baeck Institute Archives
Digitizing Sponsor: Leo Baeck Institute Archives
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r ( Ludwig Lazarus Z a in o n li o f wurde am if). Do- zcinhcr i^^'x) in Hialvslok als Sohn eines judlscheii liehrers geboren. P)r em;)ring in l'nilu^ler Jugend aus der Art seines Milieus <lie Anregung zu seiner späteren Scliöplung der internationalen \N eltsprache Esperanto und schreibt darüber in einem Brief: ,,Ich wurde in Bjelosl(K'k im Regierungsbezirk OrcKlno (in Rußland) geboren. Dieser Ort meiner Gehurt und meiner kiudheitsjahre gab meinen künf- tigen Bestrebungen die Richtung. In Bjeloslock selzt sich die Einwohnerschaft aus vier verschiedenen Be- sL'indleilen zusanunen: Russen, Polen, Deulschen und .luden. Jeg mich als Idealisten: man lehrte mich, dafS alle Menschen Brüder seien, und währenddessen ließ nu'ch alles bei jedem Schritte, auf der Straße und im Hofe, fidden, daß es Menschen gar nicht gibt: Es gibt bloß Russen, Polen, Deutsche, Juden usw. Das (piälte nu'in kindliches Ge- nuit inuner stark, obgleich id)er diesen Wellschmerz bei einem Kinde viele vielleicht lächeln werden. Da mir damals schien, daß die Erwachsjnen irgendeine allmächtige Kraft besäßen, wiederholte ich mir, daß, wenn ich erwachsen sein würde, ich durchaus dieses Übel beseitigen würde. Nach und nach überzeugte ich mich selbslversländllch, daß alles nicht so leicht geht, Kinde vorstellt; ich verwarf
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L. L. Zfimeiihof. wie es sich dem verschiedene kind- liche Schwärmereien eine nach der anderen, und nur den Traum von einer einheitlichen menschlichen Sprache konnte ich niemals verwerfen. Dunkel zog es mich irgendwie zu ihr, obgleich natürlich ohne irgendwelche bestimmte Pläne. Ich erinnere mich nicht, wann — aber jedenfalls war es ziendich früh — bei mir das Bewußtsein sich bildete, daß die alleinige zwischenvölkische Sprache nur eine neu- trale sein könne, die keinem der jetzt lebenden Völker angehört. Als ich aus der Bjelostocker Realschule (damals war sie noch Gymnasium) in das zweite Warschauer klassische Gymnasium übertrat, wurde ich während einiger Zeit von den alten Sprachen angelockt und träumte davon, daß ich einstmals in der ganzen Welt umherfahren und mit flammen- den Worten die Menschen geneigt machen würde, eine von diesen Sprachen für den gemeinsamen Ge- brauch wieder ins Leben zu rufen. Später, ich kann Esperanto. * L. L. Zamenhof. mich nicht mehr besinnen, auf welclie Weise, ge- langle ich zu der festen t berzeugmig, daß <lles im- moglich sei, und ich fing an, <luukel von eiiu'r neuen, kiinstlichen Sprache zu träumen." Wie nach den berühmten Anekdoten Mew ton durch einen fallenden Apfel, Galilei durch einen zitternden Kronleuchter, Kekule durch den Anblick eines Schlan- genmotivs — die sich in den Schwanz beißende Schlange — die Anregungen zu ihren unsterblichen Schöpfungen gewannen, so kam auch über Zamenhof eines Tages blitzartig die Erleuchtung, wie er das ihn schon lange rpiälende Problem einer EirduMlssprache bestmöglich lösen könne: ,.Einstmals, als ich in der \ I. oder VII. Klasse <les Gynmasiums war, wandte ich zufällig nu'ine Aufmerksamkeil der Aufschrift .Schweizarskaja' (Trinkstube) zu, die ich schon viele Male gesehen halle, und <lami drt anclere W^örter zu bilden, die man nicht besonders zu erlernen braucht. Dieser Gedanke nahm m'ch ganz in Besitz, und ich fing plötzlich an, Boden unter den Füßen zu fidden. ,Die Aufgabe ist gelöstI' — sagte ich damals. Ich ergriff die Vorstellung über die An- hängesllben und begann, viel in dieser Kichtung zu arb-Mlen." l'riihreif, wie es die im Lei- den eines allen Volkes aufwach- senden Kinder des Oslens häufig sind, hatte Zamenhof mit 19 Jahren die eigentliche Grund- schöpfung des Esperanto schon beendet: ,,Ich machte darüber meinen Mitschülern, ich war da- mals in der Vlll. Klasse des Gymnasiums, Mitteilung. Die Mehrzahl von ihnen wurde von dem Ge<lanken und der sie verblüffenden ungewöhnlichen Leichtigkeit dev Sprache verlockt und begann sie zu erlernen. Am 5. Dezember 1878 feierten wir alle zusammen fest- lich die Einweihung der Sprache. Während dieses Festes wurden Re<len in der neuen Sprache gehalten, und wir sangen begeistert den Festgesang, dessen An- fangsworte die folgenden waren: Malamikete de las nacjes Kadö, kadö, jam lemp' esla! La tot' homoze in familje Kommunigare so debä. »Feindschaft der Völker, falle, falle, schon ist es Zeit! Die ganze Menschheit muß sich in eine Familie vereinigen.* Wie man aus dieser Gymnasiastenszene erkennt, war es im wesentlichen der ethische Grund- gedanke der Völkerverbrüderung, der als ein echt jüdisches Leitmotiv das Ilalbkind Zamenhof zu seiner genialen Schöpfung der internacia helplingvo, der internationalen Hilfssprache, inspirierte, was auch Sammelbl. jüd. Wissens 78/79.
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