Kindstötung in der Literatur
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Die Kindstötung oder der Infantizid ist ein häufiges Thema der Literatur.
Kindstötung als Tötung des (eigenen) Kindes kann wissentlich und aufgrund niedriger Beweggründe erfolgen (Kindermord) oder unwissentlich bzw. auch unverschuldet (z. B. durch Unfall, Notwehr, Kriegszustand). Ein Problem besonderer Art stellt der Neonatizid dar, also die Neugeborenen-Tötung infolge angeborener Behinderung.[1]
In der Literaturgeschichte gibt es die folgenden Typen des Infantizids: Kindesopfer an eine Gottheit (Isaak, Idomeneus), erfolglose Kindstötung (Ödipus, Moses), Kindstötung nach Ehebruch des Vaters (Medea), Serienmord an Kindern (Herodes), Tötung des Sohnes im kriegerischen Zweikampf (Hildebrand), Kindsmord nach unehelicher Geburt (Gretchen), Abtreibung.[2]
Die Soziobiologie unterscheidet Infantizide im Tierreich je nach Geschlecht des Täters und verfolgten Zwecken.[3]
Die Entwicklung des Infantizid-Motives in der Literaturgeschichte zeigt einen Wandel auf, der von der Selbstverständlichkeit antiker Kindsverstoßung über die tragischen Vater-Sohn-Begegnungen zur Verketzerung der Kindsmörderin reicht. Der Wendepunkt für die christliche Entwicklung des Infantizid-Verständnisses wurde durch die Mission des Christentums in Fulda erreicht. In der Neuzeit ist zunächst das soziale Elend der Kindsmörderin hervorgehoben worden. Hierin liegt das Verdienst Goethes und seiner Zeitgenossen. Schließlich bleibt die Anklage gegen eine Gesundheitspolitik, durch die arme Leute grauenvollen Erlebnissen bei der Abtreibung ausgesetzt sind (Brecht und Degenhard).