Gruppo veneziano
aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Als Gruppo veneziano wurde eine Gruppe von überwiegend venezianischen Finanziers, Industriellen und Politikern bezeichnet, die unter der Führung von Giuseppe Volpi (1877–1947) und Vittorio Cini (1885–1977) in erheblichem Ausmaß die Innen-, Wirtschafts-, Kolonial- und Außenpolitik Italiens zwischen etwa 1900 und 1945 beeinflusste. Dabei profitierten die Exponenten dieser Gruppe sowohl vor als auch während der beiden Weltkriege von der Kriegswirtschaft, indem sie selbst Ministerposten besetzten, als auch von den Expansionsbestrebungen der Faschisten und ihrer Bereitstellung billiger und gefügig gemachter Arbeitskraft. Insgesamt fanden sich aus den aufsteigenden Gruppen des Finanzwesens, des Unternehmertums und der Industriellen Männer mit Vertretern der alten Gruppen aus Adel, Landbesitz und Handel in der Gruppe zusammen. Die Verflechtung der Hauptexponenten mit dem faschistischen Regime wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht geahndet, unter anderem, weil diese rechtzeitig der Resistenza Geldmittel zur Verfügung gestellt hatten.
Die Aufspaltung Venedigs in eine petrochemische Industriestadt (Marghera), eine Arbeiterwohnstadt (Mestre) und ein dem Tourismus zur Verfügung gestelltes historisches Zentrum einschließlich des Lido, in dem die beiden Hauptakteure der Gruppe wohnten, geht ebenso auf ihre Tätigkeit zurück, wie die Zuschüttung von Teilen der Lagune, die zudem durch Kanalvertiefungen, Zugangsverbreiterungen zur Adria sowie durch Einleitung von Abwässern geschädigt wurde, dazu durch Eintrag von Arten, die sich seither zu Lasten der lokalen Flora und Fauna ausgebreitet haben.