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Der Codex Sinaiticus (im Alten Testament von Rahlfs-Hanhart bezeichnet als S, im Neuen Testament von Gregory-Aland bezeichnet als א oder 01) ist eine fragmentarisch erhaltene Vollbibel (ein Pandekt) aus dem 4. Jahrhundert. Der Codex enthält etwa die Hälfte des griechischen Alten Testaments (Septuaginta) und das ganze griechische Neues Testament, dessen älteste vollständig erhaltene Abschrift er darstellt. Am Ende des Codex finden sich außerdem zwei frühchristliche Schriften, die zur Gruppe der Apostolischen Väter gerechnet werden: der Barnabasbrief und Der Hirte des Hermas. Unverwechselbar ist der Codex Sinaiticus durch sein großes Format mit vier Kolumnen pro Seite, durch die hohe Qualität des Beschreibmaterials Pergament und durch die zahlreichen Korrekturen, die über einen langen Zeitraum in diesem Codex angebracht wurden.
Unzial 01 | |
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Matthäusevangelium (Mt 8,28-9,23) | |
Name | Sinaiticus |
Zeichen | א |
Text | Altes Testament, Neues Testament, Barnabasbrief, Hirte des Hermas |
Sprache | Griechisch |
Datum | 4. Jahrhundert |
Gefunden | Sinai 1844 |
Lagerort | British Library, Universitätsbibliothek Leipzig, Katharinenkloster, Russische Nationalbibliothek |
Quelle | Scot McKendrick u. a. (Hrsg.): Codex Sinaiticus – New Perspectives on the Ancient Biblical Manuscript, London/Peabody 2015 |
Größe | 38 × 34,5 cm |
Typ | alexandrinischer Texttyp |
Kategorie | I |
Eine „romantische Fundgeschichte“ (Kurt und Barbara Aland), die im Einzelnen nicht nachprüfbar ist, erzählte Tischendorf selbst; demnach entdeckte er 1844 in einem Abfallkorb der Bibliothek des Katharinenklosters auf dem Sinai 129 Blätter des Codex und durfte 43 davon nach Leipzig mitnehmen und dort publizieren. Der Hauptteil des Codex mit dem gesamten Neuen Testament, insgesamt 347 Blätter, wurde ihm 1859 ausgehändigt: einerseits nur leihweise, um davon eine Abschrift anzufertigen und diese zu publizieren, andererseits de facto dauerhaft im Vorgriff auf eine Schenkung des Codex durch die Sinaitische Bruderschaft an den Zaren Alexander II. Nachdem diese Schenkung 1869 erfolgt war, verblieb der 1859 bekannt gewordene Hauptteil des Codex in Sankt Petersburg und wurde von der Sowjetregierung 1933 für 100.000 £ nach Großbritannien verkauft. Seitdem befindet sich dieser Teil des Codex in der British Library. Im Jahr 1975 kamen Neufunde im Katharinenkloster hinzu. Seit 2009 sind alle bekannten Teile des Codex, die im Sinaikloster, in Leipzig, Sankt Petersburg und London aufbewahrt werden, im Internet wiedervereinigt und vollständig einsehbar.
Der Codex Sinaiticus repräsentiert zusammen mit dem Codex Vaticanus und dem Papyrus 75 den alexandrinischen Texttyp. Er steht aber nach dem Urteil von Kurt und Barbara Aland aufgrund seiner Singulärlesarten und Flüchtigkeitsfehler deutlich hinter dem Vaticanus zurück.[1]