Benutzer:Jonathan Scholbach/Analogie
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Analogie (von altgriechisch ἀναλογία, analogia, "Verhältnis"[1][2]) ist ein Verhältnis von zwei oder mehreren Objeten zueinander, in dem wesentliche strukturelle Eigenschaften, die Zusammensetzung oder die Funktion des der Quelle der Analogie auf das Ziel der Analogie übertragbar sind, obwohl die beiden Objekte einander möglicherweise (sonst) sehr unähnlich sind. Das Phänomen der Analogie ist seit der klassischen Antike von Philosophen, Juristen und Naturwissenschaftlern disktuiert worden. Die moderne Kognitionswissenschaft hat dabei ein Verständnis von Analogie entwickelt, dass Analogie die Grundlage von Kategorienbildung überhaupt sei, und damit ein fundamentaler Bestandteil des Denkens überhaupt.
In der Mathematik, genauer gesagt in der Kategorientheorie, wird die Analogie mithilfe des Begriffs der Isomorphie formalisiert.
In der Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaft und Rhetorik wird auch der Analogieschluss als Analogie bezeichnet. Der Analogieschluss besteht darin, eine Analogiebeziehung zwischen zwei Objekten zu behaupten und bestimmte, als wesentlich behauptete Eigenschaften, auf das Ziel der Analogie zu übertragen. Der Analogieschluss unterscheidet sich damit von Deduktion, Induktion und Abduktion dadurch, dass im Analogieschluss sowohl Prämisse als auch Conclusio speziell sind, wohingegen in den drei anderen Fällen entweder die Prämisse oder aber die Conclusio allgemeinen Charakter haben. Der Analogieschluss spielte in der Theologie eine große Rolle. Thomas von Aquin stellte im Anschluss an platonische Vorstellungen die Analogielehre auf, die sogenannte analogie entis.
Die Analogiebildung ist ein kognitiver Prozess, Informationen oder Bedeutungen von einem bestimmten Objekt auf ein anderes Objekt zu übertragen. Dieser Prozess spielt eine bedeutende Rolle bei Problemlösung, Entscheidungsfindung, Perzeption, Gedächtnis, Kreativität, Emotionen, Erklärung und Kommunikation. Er ist die Grundlage elementarer Aufgaben wie etwa die Wiedererkennung von Orten, Objekten und Menschen, beispielsweise bei der Gesichtserkennung. Es ist argumentiert worden, Analogiebildung sei der "Kern der Kognition"[3] Genauer gesagt beinhaltet analogisches Sprechen Veranschaulichung, Vergleiche, Metaphern, Ähnlichkeiten, Allegorien und Parabeln (aber nicht Metonymie). Ausdrücke wie so, als ob, und so weiter, und das bloße wie beruhen auf dem analogischen Verständnis des Nachrichten-Empfängers. Wegen dieser bedeutenden Stellung in der Kognition ist in den Kognitionswissenschaften. in den letzten Jahrzehnten ein neues Interesse an der Analogie erwacht.
Analogiebildung spielt aber nicht nur in natürlicher Sprache (in der Sprichworte und Redewendungen viele Beispiele ihrer Anwendung bieten) und im common sense sondern auch in den Naturwissenschaften, der Philosophie, der Archäologie, den Geisteswissenschaften, und besonders auch in der Linguistik eine Rolle: Die Konzepte der Assoziation, des Vergleichs, der Korrespondenz, der Homologie, der Ikonizität, der Metapher, der Ähnlichkeit und der Gleichartigkeit sind mit der Analogie eng verwandt. In der Kognitionslinguistik ist der Begriff der konzeptuellen Metapher äquivalent zum Begriff der Analogie. Analogien strukturieren den wissenschaftlichen Diskurs. Berühmte Beispiele dafür sind die Uhrmacher-Analogie und die Meteroiteneinschlags-Hypothese, die das Aussterben der Dinosaurier damit erklärt, dass der durch einen Meteoriteneinschlag aufgewirbelte Staub die Sonneneinstrahlung über Jahre massiv beeinflusste - analog zum Ausbruch des Krakatoa, dessen Asche noch nach zwei Jahre nach dem Ausbruch 1883 die optischen Eigenschaften der Stratosphäre messbar beinflusst hatte und dafür gesorgt hatte, dass die Temperatur messbar zurückging.[4]
In der vergleichenden Anatomie und in der Evolutionsbiologie bzw. Phylogenetik wird ein speziellerer Analogiebegriff verwendet: Anatomische, aber auch genetische Merkmale oder Verhaltensmerkmale, welche die gleiche Struktur oder Funktion erfüllen, werden nur dann als analog bezeichnet, wenn sie nicht auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgehen, sondern sich (als Folge des gleichen Selektionsdrucks) parallel herausgebildet haben. Aus diesem Grund wird die Analogie in der Biologie auch als Parallelevolution und als Konvergenz bezeichnet. Von der Analogie wird die Homologie unterschieden, welche auf gemeinsame Vorfahren zurückgeht.